2012/09/30

Östersund, die Winterstadt Schwedens

Östersund ist nicht nur die einzige Stadt im Jämtland, sondern auch die einzige Stadt Schwedens, die erst im 18. Jahrhundert gegründet wurde und bereits Stadt war als gerade einmal ein einziger Bauernhof am zukünftigen Zentrum Östersunds lag.

Gustav III. unterzeichnete den Gründungsbrief für Östersund im Jahre 1786. Der erste Stadtplan wurde ihm dann 1788 vorgelegt und Ende des 19. Jahrhunderts begann sich dann auch tatsächlich die geplante Stadt zu entwickeln, auch wenn sie nie die Funktion einnahm, die sich die schwedischen Könige gewünscht hatten, denn Östersund sollte dazu führen, dass sich die Region tatsächlich Schweden anschließt und nicht mehr Norwegen als den wichtigsten Handelspartner betrachtet. Die einzigen, die sich jedoch wirklich nach Schweden ausrichteten, waren Siedler aus anderen Regionen, die durch den Umzug nach Östersund 20 Jahre lang von den Steuern befreit waren und zudem den Gilden in den anderen Städten des Landes entkommen konnten.

Da auch Östersund in den 60er und 70er Jahren der Versuchung nicht widerstehen konnte eine moderne Zukunftsstadt zu bauen, sieht man heute nur noch in der Storgatan das Stadtbild aus dem Ende des 19. Jahrhunderts, was sich vor allem den Holzfassaden und der Architektur der Häuser zeigt. Diese Straße ist einer der am besten erhaltenen Straßenzüge ganz Schwedens aus dieser Epoche.

Als Kennzeichen Östersunds bezeichnet man das 51 Meter hohe Rathaus der Stadt, das mit seinen 136 Zimmern eher einer Festung ähnelt als einem Rathaus, was der Glockenturm in typischem Stil des nationalromantischen Baus noch verstärkt und in der Architektur eines der Beispiele für die typisch schwedische Bauweise des beginnenden 20. Jahrhunderts gilt, auch wenn einer der ursprünglichen Flügel des Gebäudes abgerissen wurde.

Wenn man von Östersund spricht, so denkt man natürlich auch an Jämtli, das bedeutendste Museum Jämtlands mit seinem Museumsdorf in dem man im Sommer die Geschichte der Region aus nächster Nähe erleben kann und im Winter der Weihnachtsmarkt einen Höhepunkt bietet. Jämtli ist, außer dem Historienland, immer aktiv und bieten alle zwölf Monate des Jahres Aktivitäten. Im Jämtli kann man auch die Wandteppiche von Överhogdal betrachten, die weltweit älteste gewebte Bildserie.

Während weder die Stora Kyrkan (Stadtkirche), noch die alte Kirche von Östersund wirklich ein Anziehungspunkt bilden, wenn man davon absieht, dass  die alte Kirche noch aus Holz gebaut wurde, so sollte man auf jeden Fall die Insel Frösö mit seiner Kirche aus dem 12. Jahrhundert und den Frösöstein besuchen, zumal man diesen Teil Östersunds als die älteste Siedlung Jämtlands betrachtet.

Der Frösö Zoo ist eine Mischung aus Tierpark und Vergnügungspark sowie Jämtlands meist besuchte Einrichtung, wo man nicht nur 700 überwiegend exotische Tier entdecken kann, sondern auch einen Blick auf Dinosaurier und Mammuts werfen kann. Der Zoo verfügt auch über das einzige biologische Museum in Nordschweden.

Die modernste Sehenswürdigkeit Östersunds ist Arctura, der Akkumulatortank des Energiekonzerns Jämtkraft, der lokal nur als Thermoskanne bezeichnet wird. Das Gebäude ist mit 7600 kleinen Lampen verkleidet, deren Beleuchtung sich im Laufe der Nacht ständig verändert, wobei eines der Lichtprogramme auch als Nordlicht bezeichnet wird.

Während im Sommer die Besucher Östersunds vom Abenteurbad Storsjöbadet mit seinen Rutschbahnen, Kletterwänden und anderen Attraktionen angezogen werden, findet man von Februar bis April den Winterpark (Vinterparken), der mit seinen Skispuren, Schlittschuhbahnen, der Schneeburg und den Grillplätzen ein Anziehungspunkt für die gesamte Umgebung geworden ist. In Zusammenhang mit diesem Winterland auf und neben dem Storsjön, sowie den zahlreichen Winteraktivitäten in der nahen Umgebung Östersunds, ernannte sich die Stadt im Jahr 1996 zur Winterstadt Schwedens.

Wer Östersund besucht, sollte auch nicht vergessen einen Besuch im Gaaltjie einzuplanen, dem südsamischen Kulturzentrum, einem Ort an dem man alle Informationen zur Geschichte und dem Leben der Südsamen findet und eventuell auch einem interessanten Vortrag lauschen kann.

Ende Juli jeden Jahres findet im Zentrum Östersunds das Storsjöyran oder kurz Yran statt, eines der ältesten Stadtfestival Schwedens, wo auf acht Bühnen rund 70 Gruppen auftreten, ein Festival, das später in zahlreichen Städten Schwedens kopiert wurde, denn das erste schwedische Festival dieser Art wurde in Östersund veranstaltet, auch wenn sich kaum noch jemand daran erinnert.

Wer im Sommer in Östersund ankommt, kann den Storsjön auch mit einem über 100 Jahre alten Dampfer entdecken, denn sowohl die S/S Thomée als auch die S/S Östersund bieten regelmäßig die unterschiedlichsten Ausflüge an.

Durch einen Zusammenschluss der Hochschulen in Sundsvall, Östersund und Härnösand, entstand in Östersund eine Zweigstelle der Mittuniversitetet, wobei die Schwerpunkt in Östersund im Bereich der Gesellschaftswissenschaften und der Sozialwissenschaften zu suchen ist, allerdings auch Forschung in Betriebswirtschaft, Psychologie und Soziologie betrieben wird. Östersund zählt im Schnitt etwa 7000 Studenten.

Copyright: Herbert Kårlin

2012/09/29

Surte und die Erfindung der Coca-Cola Flasche

Surte hat, trotz seiner Lage am Göta Älv und der nahen Bohus Fästningn in Kungälv keine Kämpfe zu vermelden und trägt wenig zur frühen Geschichte des Landes bei, denn der Ort mit knapp 6000 Einwohnern macht erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts von sich reden, als die beiden Göteborger Kaufleute Olof Wijk und James Keiller dort eine Spinnerei aufbauen wollten, was jedoch durch den Tod von Wijk im Jahre 1856 abgeblasen wurde.

Aber gerade zu dieser Zeit suchte die Glasfabrik Eda aus dem Värmland in der Nähe von Göteborg eine Stelle für eine Glasfabrik, da bis zu diesem Zeitpunkt Fensterglas nur aus Deutschland importiert wurde, was mit erheblichen Problemen verbunden war. Da in Surte gerade ein Industriegebiet vorbereitet worden war, das 1862 brach lag, entschied sich das Unternehmen dort die Fabrik aufzubauen.

Die Surte Glasfabrik begann 1863 Fensterglas herzustellen, ging aber bald darauf über auch Haushaltsglas und Flaschen zu liefern. Die Fabrik, die bis 1978 aktiv war, zog immer mehr Personen in den bis dahin nahezu unbedeutenden Ort, was das heutige Surte in mehreren Hinsichten stark beeinflusste und selbst eine der wichtigsten Verbindungen zu Amerika schuf.

Zum einen benötigte Surte sehr bald eine Kirche für die wachsende Bevölkerung, die ausschließlich durch private Spenden finanziert wurde und 1912 eingeweiht werden konnte. Auch wenn der zuständige Architekt, Sigfrid Ericson, um diese Zeit noch nicht den heutigen Ruf als Kirchenbauer hatte, so schuf er in Surte eine Kirche, die man heute als eines der besten Beispiele für den nationalromantischen Baustil der Region bezeichnet, was dazu führte, dass die Kirche seit Jahren auch unter Denkmalschutz steht.

In der Glasfabrik in Surte arbeitete auch Alexander Samuelsson, der im nahen Kareby geboren war und 1883 nach Amerika auswanderte. Wenn man heute die Patentrechte der Coca-Cola Flasche liest, die 1915 einer Kakaobohne nachgestaltet wurde, so liest man als Erfinder der Flasche genau diesen Alexander Samuelsson, der in Surte sein Handwerk gelernt hatte.

Im Gebäude der ehemaligen Glasfabrik wurde, in Erinnerung an diese Glanzepoche, das Glasmuseum Surte eingerichtet, wo man der industriellen Geschichte des Ortes von 1862 bis 1978 folgen kann. Das Museum organisiert auch regelmäßig temporäre Ausstellung zum Thema Glas.

Nahezu weltweit bekannt wurde Surte jedoch nicht wegen dem Erfinder der Coca-Cola Flasche, sondern wegen einem Erdrutsch im Jahre 1950, als eine Fläche von 600 Meter Länge und 400 Meter Breite innerhalb von drei Minuten in der Tiefe verschwand und dabei gleichzeitig 30 Häuser total zerstörte und 450 Familien dazu zwang ihr Wohngebiet verlassen zu müssen. Wie durch ein Wunder kam bei diesem Unglück nur eine Person ums Leben.

Obwohl Surte direkt an der E46 liegt, die von Göteborg ins Bohuslän und nach Oslo führt, ist nehmen sich nur wenige die Zeit hier eine oder zwei Stunden Pause zu machen um ein die Kirche und das Museum zu besuchen.

Copyright: Herbert Kårlin

2012/09/28

Skellefteå, die schwedische Stadt des Goldes

Skellefteå, das 1327 noch Skelepht hieß und, wie zahlreiche Funde beweisen, bereits 6000 vor Christus bewohnt war, ist ein Zeuge davon, dass man bereits vor 5200 Jahren die Vorläufer der heutigen Skis kannte, denn hier wurden die sogenannten Kalvträskskidor gefunden, die ältesten Skis, die je irgendwo entdeckt wurden und heute im Västerbotten Museum zu betrachten sind.

Seinen Beinahmen „Stadt des Goldes“ erhielt Skellefteå nach den enormen Mineralfunden in der näheren Umgebung, die weltweit zu den mineralreichsten überhaupt gehören. In Skellefteå gewinnt man etwa zwei Drittel allen Goldes, das in Schweden dem Gestein entnommen werden kann, auch wenn in den Bergwerken bei Skellefteå überwiegend Kupfer und Zink gewonnen wird und daher Gold, Silber und Blei nur zu den Randprodukten gehören.

Skellefteå entstand bereits im 13. Jahrhundert, entwickelte sich durch den wachsenden Holzhandel und den Bergbau jedoch erst zwischen 1730 und 1862. Obwohl sich der Ort ab diesem Zeitpunkt deutlich in eine Stadt verwandelte und 1845 auch die Stadtprivilegien erhalten hatte, behielt der Ort seinen ländlichen Charakter noch bis zu Beginn der 50er Jahre. Wie in so so vielen anderen Städten Schwedens wollte man jedoch in der Nachkriegszeit zu einer modernen Stadt finden, was dazu führte, dass in den 60er und 70er Jahren nahezu alle historischen Bauten Skellefteås abgerissen wurden und eine moderne Industriestadt entstand. Ein sehr typisches Beispiel des modernen Skellefteå ist der Stadtteil Sjungande Dalen.

Einer der größten Anziehungspunkte Skellefteås ist vermutlich Bonnstan, wie die Kirchstadt des Ortes genannt wird, deren Existenz bis ins 17. Jahrhundert verfolgt werden kann. In der Bonnstan findet man rund 150 Gebäude unter denen einige 150 Jahre alt sind. Die Kirchstadt ist das Zentrum zu Mittsommer und bietet im Laufe des Sommers mehrere Veranstaltungen, die in der Regel sehr gut besucht sind und selbst zu Gedränge führen.

Einen weiteren Besuch ist natürlich das Västerbottens Museum wert, das sich im Gebiet Nordanå, einem Stadtpark, befindet und dem Besucher die gesamte Geschichte der Stadt näher bringt. Auf der anderen Seite des Parks  liegt der Lanthandel Nordanå, ein Mini-Museumsdorf mit Gebäuden, die bis 1867 zurückverfolgt werden können und die alten schwedischen Tante-Emma-Läden in ihrem ursprünglichen Gewandt zeigen.

Wer sich für ältere Gebäude und das frühere Leben in Schweden interessiert, sollte auch das Burträsk hembygdsområde nicht vergessen, wo man seit 1962 einen typischen Großbauernhof der Umgebung mit seinen Wandmalereien und Sammlungen der Bauernepoche der Umgebung in natürlicher Atmosphäre entdecken kann.

Nicht weit vom Zentrum Skellefteås entfernt kann man den Skellefteälven auf der ältesten noch erhaltenen Holzbrücke überschreiten, wo es am 15. Mai 1809 zur Schlacht an der Lejonströmsbron kam, wo sich das russische und das schwedische Heer gegenüberstanden, allerdings die Schweden verloren haben.

Sehenswert ist in Skellefteå auch die Landsförsammlings Kyrka, die größte Landskyrka Schwedens. Auch wenn das Äußere der neoklassischen Kirche bereits beeindruckend ist, so findet man die wahren Schätze im Inneren, denn die Sakristei ist noch von 1507 und die Skelleftemadonnan aus Holz kommt sogar vom 12. Jahrhundert.

Dass sich Skellefteå, allein schon von der Lage her, für Ausflüge jeder Art in die Natur Nordschwedens anbietet, ist eine Selbstverständlichkeit, wobei allerdings selbst die Naturliebhaber des Nordens, die den Ort nur als Übernachtungsstelle sehen, einen Tag für die Stadt widmen sollen, denn ohne die Entwicklung von Städten wie Skellefteå könnte man heute Nordschweden nicht auf die gleiche einfache Weise entdecken, die jedem Reisenden selbstverständlich ist.

Da Skellefteå über keine eigene Universität verfügt, stellt sie ihren Studenten gleich zwei davon zur Verfügung, denn sowohl Umeå als auch Luleå haben Fakultäten nach Skellefteå ausgelagert. Die Schwerpunkte sind dabei soziale Studien, Holz, Strom und Computergrafik sowie das Programmieren von Spielen, ein Bereich, in dem Schweden mittlerweile führend ist.

Mitte Juli kann man in der Stadt jedes Jahr ein Festival besonderer Art erleben, das sich Trästockfestivalen nennt und nächstes Mal vom 18. bis zum 20. Juli 2013 stattfindet. Nicht nur, dass es sich dabei um das größte kostenlose Musikfestival Schwedens handelt und rund 30.000 Zuschauer anzieht, das Besondere ist auch, dass während der drei Tage auf allen vier Bühnen Nachwuchskünstler aus der Region und weltbekannte Musiker in gemischter Folge auftreten.

Copyright: Herbert Kårlin

2012/09/27

Höganäs, die schwedische Stadt, die den Euro akzeptiert

Auch wenn man in Höganäs einige wenige Funde aus der Steinzeit und auch aus den folgenden Epochen machte, so konnte man hier keine feste Ansiedlung und keinerlei wichtigeren historischen Monumente entdecken, die eine bedeutende Aktivität in der näheren Umgebung beweisen könnten.

Erstmals genannt wird Höganäs erst in einem Dokument von 1488, als sich ein kleineres Dorf entwickelte, das vermutlich überwiegend von Fischfang und der Landwirtschaft lebte. Noch Ende des 16. Jahrhunderts zählte man hier jedoch kaum mehr als 20 Haushalte.

Erst ab Ende des 18. Jahrhunderts begann Höganös aus seinem Schlummer zu erwachen, insbesondere, als 1797 Gustav IV. Adolf hier begann Steinkohle abzubauen, eine Aktivität, die, wenn auch in abgewandelter Form, bis Mitte der 60er Jahre fortsetzen sollte und, unter anderem, bereits 1936 dazu geführt hatte, dass Höganäs, das sich zu dieser Zeit aus einem Fischerdorf und einem Grubendorf zu einer einheitlichen Ansiedlung verbunden hatte, zur Stadt ernannt wurde.

Einladung zum Töpfern in Höganäs

Bereits wenige Jahre nach Beginn der Bergwerktätigkeit zeigte sich, dass die Steinkohle in Höganäs nicht ausreichte um eine rentable Grubenaktivität aufrecht zu halten, aber man entdeckte gleichzeitig, dass der Lehm, der hier zu finden war, hervorragend für die Keramikindustrie zu nutzen war und begann sich auf Keramik umzustellen. Und schon ab 1835 begann man serienmäßig Salzsteingut herzustellen, eine feuerfeste Keramik. Als ab 1856 der dänische Skulpteur Ferdinand Ring das Design übernahm, wurde das Steingut sogar weltweit exportiert.

Auch wenn die Grubenindustrie mittlerweile eingestellt ist, so lebt nun die Keramik weiter und in Höganäs haben sich mittlerweile mehrere Künstler niedergelassen, die weiterhin klassisches salzglasiertes Höganäskrus herstellen und damit eine nahezu 200 Jahre alte Keramik-Tradition aufrecht halten. Einige der Ateliers können besucht werden, wobei man dabei den Künstlern auch über die Schultern sehen darf. Neben der traditionellen Keramik findet man nun allerdings auch moderere Keramik und Outlets bieten selbst günstig Iittala-Glas an.

Selbst wenn Höganäs dem Zwang der Modernisierung ab den 60er Jahren nicht widerstehen konnte und sich dadurch zu einer modernen Kleinstadt mit rund 14.000 Einwohnern entwickelt hat, kann man bei einem Spaziergang durch den Ort noch einige historische Gebäude entdecken, unter denen vermutlich das Lerhuset, ein  Wohnhaus aus dem Jahre 1797 am interessantesten ist, da hier die typische Lehmbauweise jener Epoche angewandt wurde. Selbst die Fenster des Hauses entsprechen noch dem ursprünglichen Modell.

Wer den alten Grubenort Höganäs övre besucht, findet noch einige Reste, die an das frühere Bergwerk erinnern, wobei jedoch besonders auffällig ist, dass dieser Stadtteil eine völlig andere Struktur aufweist als jener im ehemaligen Fischerdorf, denn dieser Teil der Stadt wurde vom englischen Stadtplaner Thomas Stawford entwickelt und sollte ursprünglich ein völlig unabhängiger Ort werden. Hier findet man ebenfalls noch einige Häuser aus der Zeit als das Gebiet erschlossen wurde, unter anderem das Haus des Geschäftsführers von 1798 und das alte Stadshotellet von 1860.

In diesem „späteren“ Stadtteil liegt auch das Höganäs Museum, das in einem Gebäude eingerichtet wurde, das als Fyrkanten bekannt ist. Das Museum zeigt die gesamte Geschichte von Höganäs, angefangen vom Steinkohlenabbau, über Keramik, Stadtplanung und selbst die Wohnung eines Arbeiters zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde dort eingerichtet.

Höganäs entwickelt sich heute immer mehr zu einer touristisch geprägten Kleinstadt, die auch aus Ausgangspunkt für die unterschiedlichsten Ausflüge betrachtet wird, denn die Umgebung bietet nicht nur Bademöglichkeiten, sondern rund 20 Kilometer entfernt von Höganäs liegt das größte zusammenhängende Weinbaugebiet Schwedens, im gleichen Abstand findet man die Welt des schwedischen Künstlers Lars Vilks, Ladonien, und von hier aus führen Wanderwege und Fahrradwege zu einer einmaligen Natur mit selten Pflanzen.

Von sich reden machte Höganös jedoch vor allem im Jahre 2009, als die Stadt offiziell den Euro einführte und sich damit zur „Eurocity“ erklärte. Der Eurokurs wird jede Woche neu festgelegt, die Bankautomaten spucken Euro aus und fast alle Geschäfte benutzen den Euro als Zahlungsmittel. Diese Initiative macht Höganäs, vor allem für Gäste des Festlandes, zu einem zusätzlichen, besonderen Erlebnis.

Copyright: Herbert Kårlin

2012/09/26

Kalmar, der Schlüssel Schwedens

Kalmar gehört mit zu den ältesten Städten Schwedens und hatte bereits zur Zeit der Wikinger eine gewisse Bedeutung als Handelszentrum, auch wenn Kalmar, das im Mittelalter als der Schlüssel Schwedens bezeichnet wurde, mehr wegen der nahen Kämpfe zwischen Dänemark und Schweden und der Kalmarer Union bekannt wurde, als hier ein wichtiger Teil der Geschichte Schwedens geschrieben wurde.

Diese Grenzsituation zu Dänemark, verbunden mit der Bedeutung Kalmars ab dem 12. Jahrhundert, führte auch dazu, dass Kalmar relativ früh befestigt wurde, die ältesten Teile des Schlosses bis zur Mitte des 11. Jahrhunderts zurückreicht und Kalmar über einen Stadtteil verfügt, der teilweise noch aus dem 17. Jahrhundert stammt.

Renaissance-Schloss in Kalmar

Wer heute Kalmar besucht, auch ohne sich tiefer für die Geschichte der Stadt zu interessieren, findet im Grunde zwei historische Gebiete, die beide in die Ostsee hineinragen und früher sehr schwer zugänglich waren. Zum einen handelt es sich dabei um das Schloss Kalmar, das man über die Gamla Stan (Altstadt) erreichen kann. In diesem Schloss wurden einige der wichtigsten Verträge geschlossen, was jedoch den langsamen Verfall nach dem Frieden von Roskilde kaum aufhalten konnte, hätte nicht Oscar I. sich Mitte des 19. Jahrhunderts entschieden das gesamte Schloss zu restaurieren und ihm das heutige Aussehen zu geben.

Die sogenannte Altstadt Kalmars, die Gamla Stan war das ursprüngliche Zentrum der Stadt, das jedoch bei einem Großbrand im Jahre 1640 nahezu vollständig zerstört wurde. Da dieser Teil der Stadt anschließend nach Kvarnholmen verlegt wurde, nutzten die Bürger Kalmars die unbebaute Fläche um dort ihre Sommerhäuser zu bauen, eine Struktur, die bis heute erhalten geblieben ist und gewissermaßen zu einer Museumsstadt innerhalb der Stadt wurde.

Der zweite wichtige historische Teil Kalmars ist der Stadtteil Kvarnholmen, der heute durch mehrere Straßen mit dem Festland verbunden ist. Dieser Stadtteil entstand nach dem Großbrand im Jahre 1640 und verfügt noch über Teile der Befestigungsmauern und die ältesten Gebäude der Stadt, unter anderem die Domkirche, die 1682 eingeweiht wurde und ein Zeichen des schwedischen Großmachtdenkens jener Epoche ist. Im Inneren der Domkirche findet man zahlreiche Gegenstände aus dem 17. und 18. Jahrhundert.

Auf Kvarnholmen findet man auch das Kalmar Läns Museum, das außer den wechselnden Ausstellung eine Reise zum Kriegsschiff Kronan bietet, einem der mächtigsten schwedischen Schiffe des 17. Jahrhunderts, das 1676 vor Öland explodierte und sank, jedoch 1980 mit über 30.000 Fundstücken geborgen werden konnte. Die zweite Dauerausstellung ist Jenny Nyström gewidmet, dem Mädchen aus Kalmar, das einst nach Paris reiste und später einige der bekanntesten Volksillustrationen schuf, unter anderem den freundlichen Weihnachtsmann.

Aber Kvarnholmen ist auch wegen seiner gesamten architektonischen Schönheit zu besuchen, da hier die schwedische Abreißwut der 60er und der 70er Jahre kaum einen Einfluss hatte, was dazu führte, dass Kvarnholmen der schwedische Stadtteil ist, der heute über die meisten denkmalgeschützten Gebäude Schwedens verfügt und nicht nur Architekten einen Blick in die vergangenen Bau- und Wohnweisen erlaubt.

Eine Besonderheit Kalmars ist auch das letzte noch erhaltene Klapp- och Tvätthus, die öffentliche Wäscherei der Stadt, die seit dem 15. April 1857 von der Allgemeinheit benutzt werden kann um dort Wäsche und Teppiche zu waschen. Noch heute trifft man hier immer wieder einmal jemanden, der die frühere Waschmethode zu schätzen weiss.

Eine der modernsten Sehenswürdigkeiten Kalmars ist die Ölandsbrücke, die es Reisenden möglich macht nördlich der Stadt auf einfachste Weise nach Öland zu kommen und Besuchern der Stadt eine interessante Ausflugsstelle für einen Tag bietet. Als die Ölandsbron im Jahre 1972 eröffnet wurde, war sie mit ihren 6072 Metern die längste Brücke Europas.

Das Kunstmuseum Kalmars, das nach starkem Protest der Bevölkerung im Jahre 2008 ein modernes Gebäude im Stadtpark erhielt, hat  sich auf moderne Kunst und Regionalkunst spezialisiert. Allerdings wurde das Gebäude bekannter als der Inhalt des Museums als es noch 2008 den Kasper Salin Preis erhielt, den begehrtesten Architekturpreis Schwedens.

Die frühere Hochschule von Kalmar wurde 2010 mit der Hochschule in Vaxjö zusammen gelegt und damit zur Linnéuniversitetet, der sich Hultsfred mit seiner Musikausbildung und Nybro mit einer Designausbildung zusätzliche anschlossen. Der Schwerpunkt der Universität Kalmar liegt bei Ökologie, Biologie und Chemie, während Växjö sich auf Geisteswissenschaften und Wirtschaft spezialisierte.

Copyright: Herbert Kårlin

2012/09/25

Huskvarna, die verschwundene Stadt

Wann Huskvarna besiedelt wurde, ist unbekannt, da sich die schwedische Geschichte mehr in Jönköping oder auch auf Visingsö abspielte und Huskvarna daher mehr ein Durchgangsort war. Die Besonderheit des Ortes war jedoch der Fluss Huskvarnaån, der durch sein Gefälle ein ideales Wasser für Mühlen, und dadurch für Handwerksbetriebe, und Industrie war, zumal Endprodukte sowohl ins nahe Jönköping geliefert werden konnten als auch an alle Orte, die am Vättern lagen.

Diese Lage führte auch dazu, dass 1689 ein Teil der Gewehrfabrik von Jönköping nach Huskvarna verlagert wurde und damit den industriellen Aufstieg des Ortes verursachte. Aus dieser Gewehrfabrik hat sich im Laufe der Jahrhunderte der Huskvarna Konzern entwickelt, der im Jahre 1930 rund 20 Prozent der Einwohner Huskvarnas beschäftigte und heute ein bedeutender Weltkonzern ist und vermutlich besser bekannt ist als der Ort am Vättern selbst.

Das Schmiede-Dorf in Huskvarna

Die industrielle Entwicklung Huskvarnas führte auch dazu, dass der Ort im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Größe einer Stadt erreicht hatte, zwei Eisenbahnlinien den Ort anfuhren und die Hafenaktivität eine bedeutende Dimension annahm. Die Stärke Huskvarans war die Wasserkraft geworden, was man heute noch am Wasserkraftwerk sehen kann und von den Besuchern an einigen Tagen des Jahres am Wasserfall Huskvarnafallen entdeckt werden kann, wenn die Wassermassen 116 Meter in die Tiefe stürzen.

Genau diese Entwicklung sollte auch das Ende der eigenständigen Stadt Huskvarna einleiten, denn der Ort, der 1907 als Köping zum Handelsort und 1911 zu einer eigenen Stadt geworden war, wurde 1971 in Jönköping eingegliedert und damit wieder zu einem Stadtteil reduziert, auch wenn sich dort nahezu 20 Prozent der Gesamtbevölkerung Jönköpings konzentrieren.

Nicht erstaunlich ist es daher, dass man in Huskvarna seit 1993 das Fabrikmuseum findet, das die 300-jährige Geschichte der Huskvarna AB erzählt, angefangen von den alten Handfeuerwaffen, über Haushaltsgeräte bis zu computergesteuerten Rasenmähern, nicht zu vergessen die Haushaltsmaschinen, Fahrräder oder selbst das Motorrad von 1911. Kein anderes schwedische Museum kann die industrielle Entwicklung Schwedens besser dokumentieren als jenes in Huskvarna.

Nur etwa 300 Meter entfernt vom Museum findet man, gewissermaßen als Ergänzung, das „Schmiededorf Huskvarna“, eine Art lebendes Museumsdorf das heute nicht nur als Museum dient, sondern von zahlreichen Handwerkern, Kunsthandwerkern und Künstlern aktiv am Leben gehalten wird. Im Smedbyn findet man auch die größte Kunstausstellung Schwedens auf über 2000 Quadratmetern, deren Besuch allein ein Erlebnis ist.

Im Stadtmuseum von Huskvarna kann man die Geschichte des südlichen Vättern und seiner Besiedlung entdecken, und so nebenbei einen Blick auf das älteste Boot der südlichen Vätternseite werfen, ein Stockboot, das aus einer Eiche geschlagen wurde. Weiterhin kann man auch noch eine virtuelle Reise in der Vätternbucht unternehmen oder die Bedeutung der Rumlaborg in der schwedischen Geschichte erforschen.

Obwohl die Kirche in Huskvarna ein moderner Bau im nationalromantischem Stil ist und keine bedeutenden Kunstschätze bietet, so ist sie von der Architektur her äußerst interessant, da sie den früheren Stabkirchen nachempfunden ist, mit dem Unterschied, dass das Holz nicht senkrecht, sondern waagrecht zusammengefügt wurde. Auch der Bau dieser Kirche erfolgte nur mit bedeutender Unterstützung des Unternehmens Huskvarna.

Wer den Huskvarnafallen besucht, selbst wenn die Wassermassen an diesem Tag durch die Rohre des Wasserwerks geleitet werden, entdeckt mehrere „Töpfe der Riesen“, die kurz nach der Eiszeit entstanden sind und Felsformationen zu Tage treten liessen, die man nur an wenigen Stellen Schwedens entdecken kann.

Copyright: Herbert Kårlin

2012/09/24

Hultsfred, mehr als nur ein Rockfestival

Der Ort Hultsfred, der knapp 20 Kilometer von Vimmerby entfernt liegt, geht bis ins Mittelalter zurück und wird in offiziellen Dokumenten erstmals im Jahre 1320 genannt, auch wenn man damals noch von Huluszrydth sprach. Nach diesem alten Schriftstück erbte Birgitta Birgersdotter, die spätere Heilige Birgitta, von ihrer Mutter Land in Hultsfred, das später in das Kloster Vadstena überging.

Ab dem 17. Jahrhundert wurde Hultsfred dann eine wichtige Garnisonstadt, die erst im Jahre 1918 vollständig ihre Bedeutung verlor, aber den Ort frühzeitig zu einem Verkehrsknotenpunkt machte, die Eisenbahnlinie nach Hultsfred brachte und dazu führte, dass Hultsfred 1927 zu einem Köping, einem Handelsort mit Marktrechten, erhoben wurde. Im 20. Jahrhundert erlebte Hultsfred dann mit mehreren größeren Unternehmen, die sich dort niederließen, einen bedeutenden Aufschwung, auch wenn mittlerweile ausschließlich die Firma Swedwood, ein IKEA-Unternehmen, zurückblieb.

Ein besonderes Erlebnis in Hultsfred ist eine Reise mit der ältesten Museumseisenbahn Schwedens, die während der Sommermonate regelmäßig die 70 Kilometer zwischen Hultsfred und Västervik zurücklegt. Die unter Denkmalschutz stehende Eisenbahn verkehrte die Strecke erstmals im Jahre 1879 und gehört zu den zwölf bedeutendsten industriellen Sehenswürdigkeiten Schwedens.

Wer einen Blick in die Vergangenheit Hultsfreds sucht, sollte das Hultsfreds-Hus Museum besuchen, das die Geschichte der rund 60.000 Häuser, die zwischen 1940 und 1980 in Hultsfred gebaut wurden, erzählt, denn hier findet man noch die alten Büros, Fotos, Kataloge der Häuser und zahlreiche Modelle. Das Museum wird jedes Jahr mit weiteren Ausstellungsstücken versorgt, die gegenwärtig noch in Lagerräumen schlummern.

Da Hultsfred nicht nur am See Hulingen liegt, sondern auch mitten im Stora Hammarsjö-Gebiet mit rund 30 Seen an denen Angler (mit Angelkarte) ihr Glück versuchen können, aber auch Naturliebhaber voll auf ihre Kosten kommen, da zahlreiche Wanderwege angelegt wurden, Boote zu mieten sind und selbst mehrere öffentliche Grillplätze benutzt werden können.

Bekannt ist Hultsfred natürlich auch wegen seinem jährlichen Hultsfredsfestivalen, das nächstes Mal zwischen dem 13. und dem 15. Juni 2013 geplant ist und seit 2011 von einem deutschen Veranstalter organisiert wird, der dabei ist das Festival mit bekannten Künstlern neu zu Höhepunkten zu führen.

Neben dem Hultsfreds-Festival sollte man allerdings nicht vergessen, dass jedes Jahr am letzten Samstag im August der berühmte Hultsfred-Markt stattfindet, der durch seine Buden und die hunderte von reisenden Händler eine wahre Attraktion ist und rund 50.000 Besucher in den Ort mit etwas über 5000 Einwohner lockt.

Copyright: Herbert Kårlin

2012/09/23

Der Gustavsviks Herrgård bei Kristinehamn im Värmland

Der Gustavsviks Herrgård, ein Herrschaftshof, der mit Sicherheit bereits bereits am 24. Februar 1425 existierte, da er an diesem Tag in einem Pergament erstmals genannt wurde, liegt an der Varnumsviken, einer Bucht des Vänern bei Kristinehamn im Värmland. Da man hier eine Silberschatz mit rund 300 deutschen und angelsächsischen Münzen gefunden hat, die zwischen 980 und 1030 geprägt wurden, nehmen manche Archäologen an, dass sich hier eine Art Handelsplatz während des Mittelalters befand und möglicherweise das Zentrum des Värmlands lag.

Wie Gustavsviks Herrgård zu Beginn aussah, als er noch Gården Vik hieß, weiß man heute nicht mehr, denn als das Gut im Jahre 1736 an das schwedische Adelsgeschlecht Linroth verkauft wurde, wurde der Herrschaftshof modernisiert und erhielt etwa das Aussehen von heute. Dass dieses Gut allerdings so bekannt wurde, lag an einem Besuch des Grafen, Generalmajors und Schriftstellers Georg Adlersparre, der hier übernachtete und sich dabei in die Tochter des Hauses, Louise Linroth, verliebte, was am 10. September 1809 auch zur Hochzeit der beiden auf Gustavsviks Herrgård führte und letztendlich Adlersparre auch den herrschaftlichen Hof brachte.

Der Sohn von Georg Adlersparre, Rudolf, ließ dann die Parkanlagen anlegen, mit Dämmen und Inseln versehen und machte daraus ein Paradies für Mensch und Tier, indem er nicht nur Fische, Schwäne und andere Tiere ansiedelte, sondern auch Wanderwege und Lusthäuser bauen ließ. Auch wenn die Parkanlage als solches heute nicht mehr erhalten ist, so entstand daraus ein Gebiet mit seltenen Gewächsen, zahlreichen Pilzen und einem außerordentlich reichen Vogelleben, das man zu Fuß oder mit dem Fahrrad entdecken kann.

Allerdings hatte sich Rudolf Adlersparre bei der Anlage des Parks so übernommen, dass er den Konkurs anmelden musste und der Park mit dem Gebäude verkauft wurde. Der Käufer war vom Gustavsviks Herrgården mit seinem Park begeistern, hielt den Park in Schuss und verwandelte das Gut durch einige Umbauten nahezu in ein Schloss. Allerdings nur dazu, um das Gut danach an einen Immobilienspekulanten aus Dänemark zu verkaufen, der den Grund aufteilte und mit sehr gutem Gewinn verkaufte.

Da keiner der Käufer wirklich an der Entwicklung der Gegend interessiert war, wechselten die Besitzer anschließend immer wieder bis Kristinehamn das gesamte Gut aufkaufte. Leider fehlte der Stadt das Geld um den Herrgården sofort zu restaurieren, so dass der Verfall einsetzte. Bis Walpurgis im Jahre 1967, als eine jugendliche Gruppe glaubte das Walpurgisfeuer auf dem Parkettboden des Gutes entfachen zu können. Der folgende Brand zerstörte dann große Teile des Hauptgebäudes, verschonte jedoch die beiden Flügel weitgehend.

Allerdings wäre das Gut mittlerweile vollkommen verfallen, wenn nicht die Föreningen för Byggnadskultur begonnen hätte den Herrgård auf private Initiative zu restaurieren und möglichst viel dieses historischen Baus zu retten. Der Westflügel ist mittlerweile vollkommen restauriert, ebenso wie ein großer Teil der Parkanlage, die nicht dem Naturschutz dient. Das nächste Ziel des Vereins ist nun den Ostflügel wieder in Schuss zu bringen.

In den Wirtschaftsgebäuden des Gustavsviks Herrgården findet man gegenwärtig den Reitklub Kristinehamns, der dort auch ein Café eingerichtet hat, das allerdings nicht permanent geöffnet hat, obwohl im Sommer immer mehr Besucher den Weg zum „Gut Adlersparre“ finden und Kristinehamn Gebäude und Wanderwege beschilderte und einen Fahrradweg anlegte, der es erlaubt auch längere Ausflüge zu planen. In Zusammenarbeit mit dem Naturschutzverband hat Kristinehamn an einer strategisch interessanten Stelle des Gutes einen Beobachtungsturm für Vogelliebhaber aufstellen lassen, der sehr gut zu finden ist. Der Friedhof auf dem Gut geht ebenfalls noch auf Rudolf Adlersparre zurück, dient heute jedoch nicht mehr für weitere Beerdigungen. Im Sommer organisiert man beim Herrgården auch immer wieder Vorführungen von Laienschauspielern, die die historische Kulisse nutzen wollen.

Copyright: Herbert Kårlin

2012/09/22

Stocksund und die Ritterburg auf der Anhöhe

Wer in Stockholm die E18 Richtung Norrtälje nimmt, kann es nicht vermeiden an Stocksund, das zur Gemeinde Danderyd gehört, vorbeizufahren. Vermutlich wird man noch einen Gedanken an die Meerenge verschwenden über die man nach Stocksund kommt, aber man wird dort, außer Villen, kaum eine Sehenswürdigkeit vermuten.

Einen anderen Eindruck bekommt man, wenn man mit einem Boot die Strecke nimmt, die zwischen Stocksund und Lidingö führt, denn in diesem Fall wird man mit Sicherheit von einer Ritterburg begrüßt, die die Villengegend dominiert und man wird sich die Frage stellen wie diese Burg an diese Stelle kommt.

Auch wenn man bei diesem Bauwerk immer von einer Ritterburg spricht, so entstand es jedoch erst ab 1890 und der Turm sogar erst sechs Jahre später, wobei der Förster Albert Gotthard Nestor Cedergren der erste war, der in Stocksund ein Grundstück kaufte. Die Burg ist daher auch das erste Gebäude, das in dieser Villengegend entstand. Warum Cedergren eine Burg baute und sogar einen Turm, den sogenannten Jungfrauenturm, hinzufügte, weiß niemand, denn der Förster kümmerte sich weniger um das Gebäude als vielmehr um die Parkanlage, die das Gebäude umgibt.

Obwohl der Cedergrenska Tornet, also der Turm als solches sehr schnell ein markantes Symbol für Stocksund wurde, so war der Turm selbst im Jahre 1975 noch nicht vollständig gebaut, als die letzte Erbin Cedergrens das Bauwerk und den Park der forstwirtschaftlichen Hochschule vermachte. Erst als die Gemeinde Danderyd im Jahre 1981 den Park und die Burg erwarb, wurde über die Verwendung von beidem nachgedacht und 1996 war die Ritterburg dann, nach rund 100 Jahren Bautätigkeit, fertig gestellt.

Der Cedergrenska Tornet (Turm Cedergrens) mit der Ritterburg wird heute als Restaurant und Konferenzanlage benutzt, wobei man von der Dachterrasse des Turm aus eine phantastische Aussicht über Stockholm hat. Die Parkanlage wurde von Danderyd in eine Art botanischen Garten verwandelt, der allgemein zugänglich ist. Ein Spaziergang im Park ist wie ein Ausflug in eine andere Welt, die vergessen lässt, dass man von hier aus die Universität Stockholm zu Fuß erreichen kann und Lidingö fast zum Greifen nahe ist.

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden in Stocksund zwei Filmstudios, die jedoch beide wieder geschlossen wurden. Das Studio, das im alten Elektrizitätswerk untergebracht war und am Rande des Cedergrenska Parks liegt, wurde mittlerweile ein Privatgymnasium, das vor allem auf marine Technik, Meeresbiologie und Seefahrt spezialisiert ist.

Copyright: Herbert Kårlin

2012/09/21

Alingsås, die Stadt der Cafés und des Lichtes

Als Gustav II. Adolf im Jahre 1619 Alingsås die Stadtrechte verlieh, war der Ort vor allem für Bürger aus Nya Lödöse gedacht, einem historischen Vorläufer Göteborgs. Und wenn der gleiche König nicht zwei Jahre später auch das heutige Göteborg gegründet hätte, so wäre Alingsås heute vermutlich die wichtigste Stadt im Västra Götaland geworden, obwohl die direkte Verbindung zum Kattegat fehlte. Aber als Militärstratege schuf der König Göteborg und Alingsås musste sogar bis 1639 auf den Privilegienbrief warten.

In Dokumenten taucht Alingsås erstmals im Jahre 1382 auf, entwickelte sich jedoch sehr langsam, woran auch die Stadtrechte nicht viel änderten, denn als Jonas Alströmer 1720 dort seine Manufakturen aufbaute, so hatte Alingsås gerade einmal 150 Einwohner, die dann mit der vorindustriellen Aktivität innerhalb von etwa 70 Jahren auf rund 1000 Bewohner anwuchsen, was etwa zehn Prozent der Bewohner Göteborgs entsprach.


Das älteste Gebäude in Alingsås (am Lilla Torget)
In den folgenden Jahrhunderten hatte Alingsås seine Hoch und Tief, konnte sich jedoch nicht zu einer bedeutenden Stadt entwickeln, was 1971 dazu führte, dass die Stadt Alingsås aufhörte zu existieren und zur Gemeinde Alingsås abgestuft wurde, jedoch das Zentrum eines größeren Gebietes blieb.

Heute ist Alingsås vor allem bekannt wegen seinem Kartoffelfestival Mitte Juni, das daran erinnern soll, dass Jonas Alströmer aus Alingsås der erste war, der in Schweden Kartoffeln in großem Stil anbaute, wegen seinem Lichterfestival Lights in Alingsås, das jeden Oktober rund 50.000 Besucher in den Ort lockt und wegen seiner Dichte an Cafés, denn kaum ein Ort Schwedens verfügt über so viele Cafés, gemessen an der Einwohnerzahl, wie Alingsås.

Auch die Caféhauskultur des Ortes geht auf Jonas Alströmer zurück, denn als die Frauen aus Alingsås Mitte des 18. Jahrhunderts in den Manufakturen arbeiteten, hatten sie keine Zeit mehr zu backen und die Cafés, die auch Brot verkauften, übernahmen dann diese Tätigkeit, was sich in gewisser Weise bis heute gehalten hat und dem Ort seine Gemütlichkeit verleiht.

Das Alströmer Magasinet am Lilla Torget aus dem Jahre 1730 ist das älteste erhaltene profane Gebäude in Alingsås und steht seit 1983 unter Denkmalschutz. Bis 2010 fand man in diesem Gebäude auch das Alingsås Museum, das jedoch aus finanziellen Gründen gegenwärtig geschlossen ist, aber auf ein Comeback wartet.

Heute findet man in Alingsås nur noch zwei Museen von Interesse, nämlich die Kunsthalle mit wechselnden Ausstellungen aktueller Künstler aus der ganzen Welt und das Alingsås Dock & Nallemuseum mit einer Sammlung von über 720 Puppen und knapp 300 Teddybären und anderen Schmusetieren. Das Puppenmuseum ist allerdings nur samstags geöffnet.

Zu den Gebäuden, die man bei Alingsås besuchen sollte, gehört die Ruine des Schlosses Gräfnäs mit seinen Parkanlagen. Die Schlossruine liegt direkt am See Anten, wobei das Schloss bis ins 16. Jahrhundert zurückreicht. Allerdings liegt die Ruine etwa 20 Kilometer außerhalb des Ortes, im Gegensatz zum Nolhaga Schloss, das nahezu eingebettet in Alingsås liegt. Dieses Schloss ist heute ein Restaurant mit Konferenzanlagen, wobei die Parkanlagen jedoch für die Allgemeinheit offen sind.

Alingsås verfügt über vier Naturreservate, die ohne Probleme zu Fuß erreicht werden können, darunter die Nolhagaviken, einem Naturwald, der vor allem für Vogelliebhaber ein beliebtes Ziel ist, sich aber auch für längere Spaziergänge eignet. Mit dem Fahrrad oder Auto kann man auch die Seengebiete um Alingsås entdecken, unter anderem die beiden wichtigsten Seen Mjörn, den zweitgrößten See im Västra Götaland, und Gerdsken, wo während des Kartoffelfestivals Drachenboote kreuzen und ein Wettrudern veranstaltet wird.

Mitte April findet in Alingsås der Potatiscupen, der Kartoffelcup statt, eine der größten nordischen Ausscheidungen für Hallenhandball, der nach seiner 33-jährigen Existenz auch immer mehr ausländische Teilnehmer lockt. Am Karfreitag findet der Alingsås Chicken Race statt, ein Mopedrennen an dem jedes Jahr über 600 Teilnehmer gezählt werden und selbst die zahlreichen Veteran-Mopeds eine Chance haben.

Ein besonderes Erlebnis ist auch der Anten-Gräfnäs Järnväg, eine zwölf Kilometer lange Museums-Eisenbahnstrecke in der Nähe von Alingsås, wo man gemütlich mit einer Dampflokomotive die Natur der Umgebung erleben kann. Die Eisenbahn verkehrt jedoch nur an Wochenenden im Sommer.

Copyright: Herbert Kårlin

2012/09/20

Umeå, die nordschwedische Stadt der Birken

Umeå, die Stadt am Umeälven, ist nicht nur die am dichtest besiedelte Stadt im Norrland, sondern auch die Stadt in Nordschweden, die am schnellsten wächst, denn die Einwohnerzahl hat sich seit 1965 verdoppelt und liegt bereits bei rund 80.000 Einwohnern, was Umeå zur zwölftgrößten Stadt Schwedens macht, die nur noch knapp hinter Lund liegt.

Die ältesten Felsritzungen in der Umgebung Umeås bewiesen, dass bereits 3000 vor Christus Menschen hier verkehrten, auch wenn bisher die ältesten Reste von Häusern und die landwirtschaftliche Nutzung der Umgebung erst ab etwa 1000 vor Christus nachgewiesen werden konnten. Schriftlicht taucht Umeå dann erstmals im Jahre 1314 auf, als der Ort bereits eine Kirche hatte, sowie einen Hafen und damit einer der Handelsorte Nordschwedens war. Dem Hälsingelagen von 1320 kann man auch entnehmen, dass die Bürger hier die Steuern in Form von Fellen zahlen konnten. Die tatsächliche schwedische Besiedlung Umeås fand daher vermutlich gleichzeitig mit Luleå, beziehungsweise seinem Vorgänger, der Kirchstadt Gammelstan, statt.

Das Rathaus in Umeå

Im Jahre 1621 schickte dann der König Gustav II. Adolf seinen Stadtplaner Olof Bure nach Umeå, um die Stadt neu zu planen und dabei eine ideale Lage für die Ansiedlung zu suchen. Bure legte das neue Umeå etwa fünf Kilometer von der alten Ansiedlung an und stellte am 22. Juni 1622 dann die vorübergehenden Stadtprivilegien aus, die von  Königin Kristina dann 1646 durch endgültige Stadtrechte ersetzt wurden. Allerdings muss man bedenken, dass Umeå damals noch einen direkten Zugang zur Ostsee hatte, da die Landhebungen noch nicht so fortgeschritten waren.

Die Stadt der Birken wurde Umeå jedoch erst nach dem Großbrand vom 25. Juni 1888, als die Stadt nahezu vollständig abbrannte und neu gebaut werden musste. Um weitere Großbrände zu verhindert, legte man im neuen Umeå breite Straßen an, denen entlang überall Birken gepflanzt werden mussten, da diese Bäume sehr viel Feuchtigkeit enthalten und eine Art Brandschutz bilden.

Wenn man Umeå besucht und kennen lernen will, so sollte man als erstes das Västerbottens Museum in Gammlia besuchen, da man neben dem Museum auch ein Museumsdorf mit etwa 40 historischen Gebäuden und drei Koten der Sami findet. Zusammen mit dem Museumsbesuch wird man anschließend Umeå besser verstehen.

Auf Grund des Brandes im Jahre 1888 ist Umeå eine relativ moderne Stadt, die vor allem den Stempel des Architekten Fredrik Olaus Lindström trägt, der, unter anderem, auch das Rathaus und die Stadtkirche Umeås erbaute, die beide den typischen Stil vom Ende des 19. Jahrhunderts tragen.

Auch wenn man Umeå häufig nur als Ausgangspunkt für Ausflüge in Västerbotten nimmt, da die Besucher die Wildnis des Nordens lockt, so sollte man nicht vergessen, dass Umeå mit dem Bildmuseet über eines der größten schwedischen Museen zur bildlichen Gegenwartskunst verfügt, das zudem die vermutlich beste Aussicht über die Stadt bietet.

Am Rande der Stadt, dem Siedlungsgebiet Umedalen, findet man den international bekannten Skulpturenpark Umeås. Selbst wenn die großen Ausstellungen internationaler Skulpteure in Form einer Biennale nur alle zwei Jahre während des Sommers stattfinden, so kauft die Stadt regelmäßig weitere Kunstwerke ein, die man hier das ganze Jahr über bei einem Spaziergang von einer guten Stunde entdecken kann.

Wer sich für Astronomie interessiert, sollte das Planetarium Umevatoriet besuchen, denn hier kann man den Weltraum in einer technisierten digitalen Welt entdecken und sich auf einen fernen Stern versetzen lassen. Nach der digitalen Entdeckung kann man natürlich auch noch in die Kuppel gehen und einen Blick in das MEAD-Teleskop werfen.

Einige Kilometer außerhalb der Stadt findet man im Sommer die UmeLagun, ein Abenteuerbad mit mehreren Attraktionen, Bubblepool und selbst einen Pool mit warmem Wasser.

An Freizeitaktivitäten mit Fahrrad, Kanu oder zu Fuß bietet Umeå nahezu für jeden etwas, denn an was es um die Stadt Umeå nicht mangelt, sind Wald und Wasser.

Da Umeå über eine moderne Universität mit mehreren Fakultäten verfügt, an denen rund 36.000 Studenten eingeschrieben sind, ist das kulturelle Leben der Stadt sehr ausgeprägt. Mit der Norrlandsoper, mehreren Theater und Musikveranstaltungen jeder Art, gilt Umeå als die Kulturstadt Schwedens. Besonders herausragend ist dabei die Umeå Kulturnatta im Mai, die jedes Jahr rund 50.000 Besucher anzieht und etwa 300 verschiedene Angebote bietet. Im Jahre 2009 wurde Umeå zur europäischen Kulturhauptstadt für 2014 ernannt.

Copyright Text und Foto: Herbert Kårlin

2012/09/19

Landskrona, die schwedische Stadt der Schwäne

Die südschwedische Stadt Landskrona, die sich aus dem Fischerdorf Södra Säby entwickelte, erhielt seine Stadtprivilegien im Jahre 1413 von Erich von Pommern, der zu dieser Zeit König von Schweden, Norwegen und Dänemark war. Die Idee hinter der Stadtgründung war, dass Landskrona, das im Laufe der Geschichte der Stadt mehrmals seinen Namen änderte, die Hauptstadt Skånes werden sollte.

Dies war auch der Grund, warum Erich von Pommern außer einem männlichen Karmeliterkloster auch die Kirche Johannis Babtistae bauen liess, die allerdings bereits im 18. Jahrhundert abgerissen wurde, so dass heute nur noch einige Reste zu sehen sind. Kristian III. von Dänemark begann anschließend mit dem Bau der Zitadelle, eine der am besten erhaltenen Wasserfestungen Skandinaviens.

Die Zitadelle in Landskrona
 
Auch wenn Landskrona dann nicht zur Hauptstadt wurde, so fand man dort gegen Ende des 16. Jahrhunderts rund 500 Bewohner, was in dieser Epoche einer mittleren Stadt entsprach.

Als Landskrona 1658 mit dem Frieden von Roskilde dann endgültig zu Schweden kam, war der Gedanke dort eine mächtige Stadt zu entwickeln nicht begraben, denn Karl X. Gustav machte Landskrona zur Residenzstadt und zu einer Stapelstad, der der direkte Handel mit anderen Ländern erlaubt war. Sein Nachfolger, Karl XI. wollte Landskrona dann zu einer Universitätsstadt und einem Bischofssitz machen. Bereits 1680 wurden dann jedoch alle Pläne Landskrona zur Hauptstadt Skånes zu machen begraben.

Das bekannteste Gebäude Landskronas ist auch heute noch die Zitadelle, die oft als das Schloss Landskrona bezeichnet wird, jedoch immer für die Verteidigung gedacht war und nie zu einem Schloss ausgebaut wurde. Das monumentale Bauwerk ist ein Zeuge des 16. Jahrhunderts und kann von Gruppen besichtigt werden. Der Burghof und die Ausstellung sind allgemein zugänglich.

Auf den Wallen der Zitadelle findet man das älteste noch erhaltene Sommerkoloniegebiet des Landes mit Schwedens einziger Museumskolonie Rothoffska von 1903, die die traditionelle Baukunst von schwedischen Stugor aufweist und besichtigt werden kann.

Am Kvarntorget, mitten in Landskrona, findet man auch die Stubbamöllan, eine Windmühle aus dem Jahre 1737, der eine Schmiede aus der gleichen Epoche angegliedert ist. Die Mühle wird vom Heimatverein verwaltet, der auch immer wieder Führungen veranstaltet und die Schmiede erklärt.

In einem alten Kasernengebäude Landskronas von 1750 findet man das Stadtmuseum, das sich zwar auf die Geschichte der Stadt spezialisiert hat, jedoch auch ständig zu Ausstellungen mit übergreifenden Themen einlädt. Jeden Sonntag werden dort, bei einer Tasse Kaffee, kostenlos Vorträge zur Geschichte der Region geboten.

Wer durch Landskrona wandert, kommt in jedem Fall auch zum Rådhustorget, dem Rathausplatz, wobei man diesen Platz nicht einfach gedankenversunken überschreiten, sondern einen Blick auf die Gebäude werfen sollte, da, mit einer einzigen Ausnahme, alle Gebäude zwischen 1890 und 1915 gebaut wurden und damit ein typisch schwedisches Stadtbild der Jahrtausendwende bieten.

Am Rande Landskronas findet man das einzige schwedische Golfmuseum, das die Geschichte des Sportes, und seiner Vorläufer, von seiner Entstehung im 15. Jahrhundert bis heute darstellt, aber auch die unterschiedlichsten Regeln im Detail erklärt.

Selbst wer die verschiedenen Parkanlagen in Landskrona und die Umgebung wenig erforschen will, sollte einen Abstecher auf die Insel Ven machen, deren größter Teil unter Naturschutz steht und einen unvergesslichen Blik über den Öresund bietet. Auf Ven findet man auch das Tycho Brahe Museum mit dem unterirdischen Observatorium und eines der ersten Forschungslabors Europas.

Und überall in den Gewässern der Stadt wird man natürlich auf Schwäne stoßen, denn es gibt in ganz Schweden keine Stadt in der so viele Schwäne leben wie in Landskrona. Ursache dafür ist, dass ein Großhändler in den 20er Jahren Mitleid mit den hungernden Schwänen der Stadt hatte und begann sie zu füttern, was sich unter den Schwänen entlang der gesamten Küste „herumsprach“ und dazu führte, dass der Großhändler bald Geld für das Füttern sammeln musste, weil sich im Winter bis zu 20.000 Schwäne vor und in Landskrona aufhielten. Auch wenn die Anzahl der Schwände mittlerweile wieder geschrumpft ist, so haben viele der Vögel immer noch eine Vorliebe für Landskrona
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Copyright: Herbert Kårlin

2012/09/18

Borlänge entwickelt sich mit der schwedischen Eisenbahn

Auch wenn Borlänge bereits am 13. Oktober 1390 erstmals in einem Schriftstück genannt wird, so beginnt die Geschichte dieser Kleinstadt erst Mitte des 19. Jahrhunderts mit der Ankunft einer Eisenbahnlinie und der ersten Industrie, denn bis zu diesem Zeitpunkt gehörte das damlas sehr kleine Dorf zur Gemeinde Stora Tuna und hatte daher kaum eine Bedeutung.

Aber auch wenn 1875 die Eisenbahnlinie von Falun über Borlänge nach Ludvika fertig gestellt war, die Bevölkerung wuchs und 1877 der erste Hochofen in Borlänge aufgebaut wurde, so war der Weg vom Dorf zur Stadt und damit zur Unabhängigkeit von Stora Tuna, nicht ganz einfach.

Die Hagakyrkan in Borlänge

Der erste Schritt war eine eigene Verwaltung, die 1891 erreicht wurde, 1898 hatte man sich zu einem „Köping“ entwickelt und eine Handelsautonomie erreicht und erst als zwei neue Industrieorte neben Borlänge entstanden und die Papierfabrik und sich durch die Eisenhütte 4000 Einwohner um den Industrie- und Handelort ansiedelten und sich zur Stadt Borlänge vereinen, konnte man 1925 mit nahezu 20.000 Einwohnern die Stadt Borlänge gründen.

Diese Entwicklung Borlänges, die von der Industrialisierung geprägt war, führte natürlich dazu, dass es sich dabei heute um eine relativ moderne Stadt handelt und sowohl historische Prachtbauten als auch ein mittelalterlicher Charakter vollkommen fehlen. Wer daher interessante Bauten in Borlänge sucht, findet im Grunde nur zwei Kirchen und eine Kapelle von kulturhistorischem Interesse, denn die Stora Tuna Kyrka, deren ältesten Elemente noch aus dem Jahre 1469 kommen, ist eine der größten schwedischen Landkirchen und trägt sehr deutlich den Charakter des 15. und 16. Jahrhunderts. Die Torsångs Kyrka ist die älteste Kirche Dalarnas und hat den Charakter des 14. Jahrhunderts behalten, was insbesondere daran liegt, dass sie am Pilgerpfad nach Nidaros liegt und daher schon eine symbolische Bedeutung hat. Die Amsbergs Kapell, heute eine beliebte Kapelle für Taufen und Hochzeiten, ist wiederum eine Holzkapelle von 1683 und gehört zu den Monumenten, an der man sehr deutlich die klassische Holzbauweise Schwedens entdecken kann.

Borlänge verfügt heute über mehrere kleinere Museen unter denen insbesondere das Framtidsmuséet mit Planetarium, Ausstellungen zur Raumfahrt, Physik und Mechanik und seinen Experimentierwerkstätten, das Kinder kaum noch verlassen wollen. Das Fabriksmuseum richtet sich mehr an jene, die sich mehr für Mode interessieren und insbesondere die Geschichte der Herstellung von schwedischen Hüten und Mützen faszinieren kann. Im Jussi Björling Museum kann man das Leben des bekannten schwedischen Opernsängers Jussi Björling entdecken und seine Musik hören, Filmaufzeichnungen sehen und in Dokumenten zu diesem Künstler blättern. Und schließlich ist auch das Museumsdorf Gammelgården mit seinen 35 historischen Gebäuden aus Dalarna einen Besuch wert, ein historisches Dorf in dem auch Mittsommer gefeiert wird und der jährliche Weihnachtsmarkt abgehalten wird.

Wer mehr das Vergnügen sucht, kann natürlich auch das Abenteuerbad Aqua Nova mit seinen Rutschbahnen, Kletterwänden und anderen Einrichtungen entdecken, wobei natürlich auch Erwachsene hier Entspannung und Sport finden können.

Die Umgebung von Borlänge bietet dann mehrere historische Grabfelder aus der Wikingerzeit, aber auch eine Unzahl an Naturentdeckungen zu Fuß oder mit dem Fahrrad, denn man darf nicht vergessen, dass Borlänge vom Dalaälven durchflossen wird, der eine sehr bedeutende Wasserstraße der Vergangenheit war, den früher auch die am Ufer liegenden Dörfer für den Besuch der Torsångs Kyrka benutzten. Hier wechseln sich Naturreservate, Seen und Feuchtgebiete ab, die insbesondere mit Kajaks und Kanus erkundet werden können.

Seit 1999 wird Borlänge immer häufiger in Zusammenhang mit Musik genannt, da sich das Festival Peace & Love, das zwischen dem 25. und dem 29. Juni 2013  zum fünfzehnten Mal stattfinden wird, zum größten musikalischen Festival Schwedens entwickelt hat und mittlerweile jedes Jahr rund 50.000 Besucher anzieht.


Copyright: Herbert Kårlin

2012/09/17

Uppsala, die schwedische Stadt des Wissens

Wenn man von Uppsala, der viertgrößten Stadt Schwedens, spricht, so meint man im Grunde zwei Städte, die mittlerweile zu einer verschmolzen sind, nämlich Gamla Uppsala, das zur Zeit der Wikinger Uppsala hieß und das neue Uppsala, das damals als Östra Aros bekannt war und im Jahre 1273 zu Uppsala wurde, als der damalige Erzbischof seinen Sitz vom historischen Uppsala nach Östra Aros verlegte.

Das heutige Uppsala erhielt, trotz seiner historischen Bedeutung, erst im Jahre 1497 seine Stadtprivilegien und durfte sogar erst ab dem 19. Jahrhundert, als „Stapelstad“ Waren direkt exportieren und importieren, was jedoch die industrielle Entwicklung kaum behinderte und lediglich den direkten Handel mit anderen Ländern bremste.

Die Mühle an der Fyrisån in Uppsala (18. Jahrhundert)

Der erste Gedanke, der sich mit der schwedischen Stadt Uppsala verbindet, ist in der Regel die Universität Uppsala, die bereits 1477 gegründet wurde und damit die älteste Universität im nordischen Raum ist. Allerdings sollte man dabei nicht vergessen, dass die ersten 300 Jahre lang dort nur Priester ausgebildet wurden denen eine wichtige Rolle im Erziehungswesen und der Führungsschicht der Kirche zugedacht war. Die ersten nichtkirchlichen Ausbildungen tauchten an der Universität erst im 18. Jahrhundert auf, was allerdings nicht nur in Uppsala der Fall war.

Wenn man sich Uppsala nähert, so fallen zwei andere Gebäude zuerst ins Auge, als erstes die Domkirche, eine monumentale Kathedrale in gotischem Stil, die im 13. Jahrhundert begonnen wurde und deren Türme erst im 16. Jahrhundert fertig waren. Nach ausgedehnten Restaurationen hat die Domkyrka heute wieder ihr ursprüngliches Aussehen aus dem 16. Jahrhundert erhalten.

Das zweite Gebäude, das man schon aus der Ferne entdeckt ist das Schloss in Uppsala, das 1549 von Gustav Vasa als Befestigung geplant war und Mitte des 18. Jahrhunderts das heutige Aussehen annahm, nachdem der vorherige Renaissancepalast durch einen Brand zerstört worden war. Im Schlosspark finden auch einige der bedeutendsten Feste der Stadt statt, insbesondere die Walpurgisfeiern mit den traditionellen Gesängen.

Uppsala gehört zu den Städten Schwedens in denen das Stadtbild eine Mischung aus historischen Gebäuden und modernen Großstadt (zum Beispiel das Konzerthaus) ist, so dass man sich im Grunde nur entscheiden muss, was man eigentlich sehen will. Vor allem die neoklassischen Gebäude der Stadt aus dem Ende des 19. Jahrhunderts fielen den Stadtplanern der 60er und 70er Jahre zum Opfer, da ein Neubau weitaus billiger war als die alten Gebäude zu modernisieren und zu restaurieren.

Wer sich in Uppsala mehr für Kultur interessiert, sollte auf jeden Fall Bror Hjorths Hus besuchen, das ehemalige Atelier des schwedischen Künstlers Bror Hjorth, das heute in ein Museum umgewandelt wurde, das Evolutionsmuseum mit der größten nordischen Sammlung an Dinosaurier und das Pelle Svanslös Hus, das einen Ausflug in die Sagenwelt Schwedens ermöglicht.

Für alle, die mehr nach Natur suchen, bietet sich, außer einem Spaziergang entlang der Fyrisån, der Botanische Garten aus dem 17. Jahrhundert an, der einst von Olof Rudbeck für das Königshaus angelegt wurde, das Linnémuseum mit dem Linnégarten, der nach dem System Carl von Linnés angelegt wurde und das Biotopia, ein interaktives Naturmuseum, das insbesondere Kindern den Zugang zum Erlebnis Natur erleichtert.

Um sich etwas austoben zu können und gleichzeitig ein tropisches Milieu zu entdeckten, empfiehlt sich ein Ausflug ins Abenteuerbad Fyrishof, das sich in den Sportanlagen der Stadt befindet und ganzjährig geöffnet hat.

Wer dann noch einen Blick in die früheste Zeit Uppsalas werfen will, muss sich Richtung Königshügel nach Gamla Uppsala begeben, denn auch wenn man auf den grünen Hügeln nicht unbedingt an die Wikinger erinnert wird, so wird man im Gamla Uppsala Museum entschädigt und kann einer Reise vom Jahre 500 bis zum Jahre 1100 folgen.

Während der Sommermonate ist in Gamla Uppsala auch der Disagården geöffnet, ein Freilichtmuseum, das dem Landleben des Uppland mit historischen Gebäuden und mit Vorführungen aus vier Jahrhunderten gewidmet ist. Vor allem ein Aufenthalt zu Mittsommer ist hier ein wahres Erlebnis und lohnt die Summe für den Eintritt.

Ein Erlebnis besonderer Art ist auch eine Reise auf der schmalspurigen historischen Eisenbahn, die zwischen Uppsala und Faringe verkehrt, denn es gibt nicht mehr viele Stelle, wo man mit einer Dampflok gemütlich durch die Schönheit des Uppland geführt wird. Die rund 32 Kilometer lange Strecke wird nur im Sommer regelmäßig befahren.

Copyright: Herbert Kårlin
 

2012/09/16

Oskarshamn, die Hafenstadt mit Blick auf Öland

Oskarshamn wurde im Jahre 1648 zu einem Köping, einem Handelsort, der allerdings noch den Namen der Bucht Döderhultsviken trug an der die Stadt liegt. Königin Kristina machte dadurch aus einem Fischerdorf einen Handelsort, der allerdings bereits am 31. August 1677 von den Dänen bis auf ein einziges Gebäude abgebrannt wurde.

Es dauerte dann bis 1768, bis sich Oskarshamn vollständig erholt hatte und wieder zu einer ansehnlichen Stadt mit einem bedeutenden Marktplatz entwickelt hatte, dem Lilla Torget, und wollte mit diesem Aufstieg auch die Stadtprivilegien beantragen. Der Antrag wurde mehrmals abgelehnt und erst der König Oscar I. stimmte dann schließlich 1856 zu den Handelsort zur Stadt zu erheben und Döderhultsviken die Stadtprivilegien zu verleihen. In diesem Zusammenhang erhielt der Ort dann auch seinen heutigen Namen, nämlich Oskarshamn.

Lindströmska Haus und Lilla Torget in Oskarshamn

Durch die Erhebung des Handelsortes zur Stadt verdoppelte sich die Bevölkerung innerhalb von 20 Jahren und zählte wenige Jahre nachdem auch die Eisenbahn im Jahre 1874 die Stadt erreicht hatte, bereits über 5000 Einwohner, wobei sich in dieser Epoche Oskarshamn auch zu einer bedeutenden Stadt der Werften entwickelte, was man noch heute am Hafen deutlich erkennen kann.

Wenn man heute allgemein von Oskarshamn spricht, so denkt man zuerst an das Kernkraftwerk Oskarshamn, das etwa 25 Kilometer von der Stadt entfernt ist, und natürlich an die Fähren, die nach Gotland, nach Öland und im Sommer auch zum Nationalpark Blå Jungfrun führen. Viele, die daher nach Oskarshamn kommen, sehen nie die Stadt, die auf jeden Fall einen Besuch wert ist.

Nahezu der gesamte Stadtkern von Oskarhamn entstand erst im 19. Jahrhundert, als die Eisenbahnlinie aus Nässjö den Ort erreichte. Wer den ältesten Teil Oskarshamn entdecken will, muss sich daher auf die Anhöhe von Besväret und Fnyket begeben, wo man die traditionellen Holzhäuser des 19. Jahrhunderts findet, die heute unter Denkmalschutz stehen.

Während die Stadtkirche in Oskarshamn wenig von touristischem oder historischem Interesse bietet, lohnt sich ein Gang zum Lilla Torget, wo man mehrere Steingebäude aus dem 19. Jahrhundert findet, die die durch einen Brand zerstörten Holzhäuser ersetzten.

Aber auch für alle, die sich für Museen interessieren, hat Oskarshamn einiges zu bieten, allen voran das Dödarhultarmuseum mit über 200 Holzschnitzereien des lokalen Künstlers Axel Robert Petersson, der allgemein nur als Döderhultarn bekannt ist. Im gleichen Gebäude findet man auch das Seefahrtsmuseum der Stadt. Nicht zu vergessen ist auch das Bootsmuseum mit zahlreichen historischen Boote, die in Oskarshamn hergestellt wurden und die lange Geschichte der Werft erzählen.

Eine ungewöhnliches Erlebnis ist der Besuch beim „Langen Sofa“, der vermutlich längsten Parkbank Schwedens, die 1867 gebaut wurde und insgesamt 72 Meter lang ist. Während man sich dort entspannt, kann man einen Blick auf den Nationalpark Blå Jungfrun werfen und die Schiffe beobachten, die auf der Ostsee kreuzen.

Am Rande der Innenstadt von Oskarshamn liegt auch der Fredriksbergs Herrgård, ein gustavianisches Gut aus dem 18. Jahrhundert, das in seinem ursprünglichen Zustand erhalten wurde und besichtigt werden kann, wobei man hier auch die größte Mineraliensammlung Schwedens entdecken kann.

Wer ein typisch schwedisches Fest in Oskarshamn erleben will, sollte seine Reise auf Anfang Juli legen und beim jährlichen Festival „Latitud 57“ einigen der bekanntesten schwedischen Künstlern lauschen.

Und wer ein Fan der amerikanischen Simpsons ist, sollte vielleicht einen zweiten Blick auf Oskarshamn werden, denn als die Serie in Schweden Premiere hatte, stellte man fest, dass Oskarshamn das schwedische Gegenstück von Springfield ist.

Copyright: Herbert Kårlin

2012/09/15

Örebro, die Stadt der Schuhmacher

Örebro hatte allein wegen seiner Lage am Hjälmaren und an der Svartån eine strategisch wichtige Lage, so dass die Geschichte Örebros vom 14. bis zum 18. Jahrhundert zahlreiche Höhepunkte hatte, aber auch der Austragungsort von Streitigkeiten war, eine Tatsache, die sicher mit dafür verantwortlich ist, dass Örebro heute die sechstgrößte Stadt Schwedens ist und mit einer Geschwindigkeit wächst, dass sie bereits 2015 größer sein kann als Västerås und diese dann vom fünften Platz verdrängt.

Auch wenn heute nichts mehr an diese Epoche erinnert, so war Örebro im 19. Jahrhundert die schwedische Hauptstadt der Schuhindustrie. Im Jahre 1873 zählte man in der Stadt 365 verschiedene Schuhfabriken und kleinere Schuhmacher. Unter ihnen fand man die bedeutendsten Schuhmarken Schwedens, die allerdings der Globalisierung nicht gewachsen waren. Schon 1970 musste der letzte Hersteller seinen Laden schließen.

Das Schloss in Örebro

Auch in anderen Hinsichten hat sich Örebro seit dem 19. Jahrhundert stark verändert, denn die Industrie machte mehr und mehr dem Handel und Dienstleistungsunternehmen Platz, wobei heute die Universität und das Universitätskrankenhaus als die größten Arbeitgeber der Stadt gelten, nachdem selbst die Garnison bereits vor Jahren abzog.

Selbst wenn man weiß, dass Örebro sehr früh eine wichtige Rolle in Schweden spielte und unter Birger jarl gegen 1260 eine erste Festung erbaut wurde, so ist unbekannt wann die Stadtprivilegien ausgestellt wurden. Sicher ist jedoch, dass Örebro etwa zur gleichen Zeit Stadt wurde wie Stockholm, Nyköping oder Arboga, auch wenn sich die Strukturen der vier Städte heute sehr unterscheiden.

Das dominante Gebäude Örebros ist auch heute noch das Schloss, das sich unter Herzog Karl aus einer einfachen Festung zu einem prächtigen Bau entwickelte. Leider können nur Teile des Schlosses bei Führungen besichtigt werden, ausgenommen das Schlossmuseum, das in einem der Türme untergebracht ist und die Geschichte des Schlosses dokumentiert.

Um eine Reise in die Vergangenheit Örebros zu unternehmen, muss man das historische Städtchen Wadköping besuchen, des nur einen mittleren Spaziergang vom Zentrum entfernt liegt und nahezu alle historischen Gebäude vereint, die einst das Zentrum der Stadt ausmachten. Sehr viele der Gebäude beinhalten zusätzliche noch Museen innerhalb der Museumsstadt.

Von großem Interesse ist auch die Sankt Nicolai Kirche am Stortorget, die noch einige Elemente behalten hat, die bis ins 13. Jahrhundert zurückreichen und alle Umbauten überlebten. Der monumentale Turm der Kirche ist allerdings weitaus jünger und erhielt das heutige Aussehen erst Ende des 19. Jahrhunderts.

Bauwerke des 19. Jahrhunderts sind in Örebro noch relativ zahlreich, angefangen vom Rathaus, das ebenfalls am Stora Torget liegt, über das Theater und den Hauptbahnhof bis zum Stora Hotellet oder dem Gamla Sparbankshuset.

Wer sich für die Geschichte Örebros und der Region Närke interessiert, wird im Örebro Länsmuseum voll auf seine Kosten kommen, denn hier wird die Geschichte der Stadt in mehreren Räumen von den ersten Funden bis heute auf eindrucksvolle Weise demonstriert, wobei temporäre Ausstellungen auch in die Gegenwart führen.

Im Sommer findet das Leben Örebros, wenn man von den Grünflächen absieht, am Stora Torget statt, wobei hier der Begriff „Stora“ wörtlich zu nehmen ist, denn dieser Platz misst eine Länge von 362 Metern, wobei man rechts und links auch zahlreiche Cafés und Restaurants jeder Preisklasse findet. Dominiert wird der Platz vor allem von der Statue des lokalen Helden Engelbrekt Engelbrektsson.

Unter den Grünflächen Örebros sollte man weder den Stadtpark mit seinen unzähligen Rosen und den blühenden Gartenanlagen, noch den Schlosspark vom Jahre 1760 vergessen, der auf einer kleinen Insel liegt, die auch über eine Brücke erreicht werden kann. Beide Parkanlagen liegen nahe der Museumsstadt Wadköping. Etwas außerhalb der Stadt findet man auch die beiden Naturreservate Oset und Rynningeviken, die beide am Hjälmaren liegen.

Besondere Ereignisse in Örebro sind die Kunstbiennale OpenART, die für Sommer 2013 wieder geplant ist, das Örebrofesten Anfang August, das vor allem Essen und Musik zum Thema hat, der Weihnachtsmarkt in Wadköping und die Hindersmässan Ende Januar, die bereits seit mehreren hundert Jahren in Örebro organisiert wird, ein Jahrmarkt, der mittlerweile rund 80.000 Besucher anzieht.

Copyright Foto und Text: Herbert Kårlin

2012/09/14

Stockholm, die Stadt, die aus dem Wasser stieg

Stockholm ist mit seinen nahezu 900.000 Einwohnern nicht nur die größte Stadt Schwedens, sondern auch das kulturelle, wirtschaftliche und politische Zentrum Schwedens, eine Stadt, die jedes Jahr über 1,5 Million Besucher zählt und damit in mehreren Bereichen bereits von einem steigenden Tourismus abhängig ist.


Die Geschichte Stockholms ist relativ jung und geht gerade einmal bis zum frühen 13. Jahrhundert zurück, was allerdings seine Erklärung darin hat, dass nahezu die gesamte Gegend Stockholms während der Eisenzeit noch unter Wasser lag und sich die zahlreichen Inseln erst einmal durch die Landhebung zu einem Festland entwickeln mussten. Sie Entwicklung der Gamla Stan (Altstadt) wurde in dieser Hinsicht von Archäologen weitgehend untersucht.

Die Stadtprivilegien erhielt Stockholm erst am 1. Mai 1436, lange nachdem andere schwedische Städte sich bereits zu Zentren entwickelt hatten. Heute wird dieser Tag als jener betrachtet, an dem Stockholm nicht nur Stadt, sondern Hauptstadt Schwedens wurde, auch wenn es noch bis 1634 dauerte bis die gesamte Verwaltung Schwedens nach Stockholm verlegt wurde.

Wenn man an Stockholm denkt, so denkt man auch heute noch meist zuerst an die über 30.000 Inseln, die die Schären vor der Stadt ausmachen und die größte Ansammlung an Inseln Schwedens sind. Während man von April bis September mehrere der Inseln auch mit einer Fähre erreichen kann, muss man zu anderen Zeiten über ein eigenes Boot verfügen, da die touristische Erschließung der Schären sich bisher auf den Sommer beschränkt.

Auf Grund der Größe Stockholms und der Menge der verschiedenen Sehenswürdigkeiten, ist es unmöglich die Stadt nur in einigen Tagen entdecken zu können, was zur Folge hat, dass nahezu jeder Besucher sein eigenes Stockholm entdeckt und dabei nur einige der bekanntesten Stellen von jedem Neuling in der Stadt besucht werden.

Einer der ersten Wege in Stockholm führt vermutlich in die Altstadt, die Gamla Stan, das mittelalterliche Zentrum der Stadt, das als erstes erbaut wurde, aber auch teilweise durch mehre Brände zerstört wurde. In der Gamla Stan findet man auch einige der wichtigsten Gebäude der Stadt, nämlich das königliche Schloss, die Storkyrkan, das alte Reichstagsgebäude, die Deutsche Kirche und das Nobelmuseum. Nicht zu vergessen den Stortorget und die zahlreichen anderen historischen Gebäude, und die besondere Atmosphäre, die in der Altstadt herrscht.

Der zweite Weg führt vermutlich zum Skansen im Stadtteil Djurgården, dem größten Freilichtmuseum Schwedens, wo man historische Gebäude aus dem ganzen Land findet, auch wenn dadurch die verschiedensten Baustile kreuz und quer gemischt liegen. Im Skansen, dem auch der Stockholmer Zoo angegliedert ist, werden auch alle größeren Feste wie Mittsommer, Walpurgis oder Lucia gefeiert und hier findet auch der jährliche Weihnachtsmarkt Stockholms statt.

Da man bei einem Besuch in Stockholm nicht weit über 100 Museen besuchen kann, so führt einer der Wege jedoch sicherlich zum Vasamuseet (Vasa Museum) mit seinem Kriegsschiff aus dem 17. Jahrhundert, das 1961 geborgen wurde.

Wer sich vor allem für nordische Kunst interessiert, sollte außer dem Modernen Museum und dem Nationalmuseum in Stockholm vor allem die Thielska Gallerie, die Porträtsammlung von Bonniers und das Nordische Museum mit Werken von August Strindberg besuchen, und natürlich den Millesgården, der allerdings nicht mehr in Stockholm, sondern auf Lidingö zu finden ist.

Als die modernste Attraktion Stockholms kann man die Gondel SkyView nennen, die es erlaubt auf den Globen zu fahren und Stockholm aus 130 Meter Höhe zu erforschen, eine Reise von 30 Minuten, die sich lohnen.

Und natürlich findet man in Stockholm auch einen Vergnügungspark, wobei Gröna Lund in permanenter Konkurrenz zu Göteborgs Liseberg steht, die sich beide permanent an Attraktionen überbieten wollen und dadurch nahezu das gleiche Angebot haben.

Auch wenn Stockholm einem Besucher tagelang eine Beschäftigung und neue Entdeckungen bieten kann, so kann ein Besuch in der Hauptstadt Schwedens auch als Basis für Ausflüge in die Schären, nach dem legendären Birka oder zu den bekanntesten Schlössern in der Umgebung genutzt werden.

Wer außer dem normalen kulturellen Angebot einer Großstadt wie Stockholm besondere Ereignisse sucht, sollte daran denken, dass Mitte August das Kulturfestival stattfindet, ein kostenloses Ereignis, das sich auf mehrere Tage erstreckt. Weiter wichtige Ereignisse sind natürlich das Stockholm Pride Festival Anfang August und der Stockholm Marathon, der am 1. Juni 2013 erneut vom Stapel geht.

Copyright: Herbert Kårlin

2012/09/13

Karlstad, die Wasserstadt im Värmland

Karlstad, die größte Stadt des Värmlands zeichnet sich dadurch aus, dass sie sich im Delta des Klarälven befindet, der dort in den nördlichsten Teil des Vänern mündet. Mit über 60.000 Einwohnern nimmt Karlstad den 17. Platz in der Rangordnung der schwedischen Städte ein.

Auch wenn Karlstad bereits zur Zeit der Wikinger ein Handelsplatz war, der unter dem Namen Tingvalla im 13. Jahrhunderts erstmals in offiziellen Dokumenten genannt wird, ein Ort, an dem auch das jährliche Ting abgehalten wurde, so erhielt Karlstad seine Stadtprivilegien erst im Jahre 1584 von Karl IX., der dem Ort auch seinen Namen gab. Allerdings verfügte die gesamte Stadt um diese Zeit gerade einmal über 150 Einwohner, die sich auf 45 Haushalte verteilten.

Die längste Steinbrücke Schwedens findet man in Karlstad.
 
Das Logo von Karlstad ist eine freundliche Sonne, was jedoch nicht ein Ausdruck für die Sonnenstunden am Vänern sein soll, sondern an Sola i Karlstad, die Bedienung Eva Lisa Holtz erinnern soll, der eine ständige gute Laune nachgesagt wird und die heute als Statue vor dem Stadthotel steht.

Auf Grund der zahlreichen Brände, die Karlstad heimsuchten, hat die Stadt nicht nur einen modernen Charakter, sondern selbst das Straßennetz entstand wegen der Brandgefahr. Die Straßen sind daher sehr breit und sollten als Feuerschutz dienen. Entsprechend gehört auch der zentrale Stora Torget zu den größten Plätzen Schwedens auf dem dreimal die Woche Marktstände aufgebaut werden.

Seit 1999 verfügt Karlstad über eine Universität, die sich vor allem auf die Forschung spezialisiert hat, aber auch Ausbildungen in Naturwissenschaft, Gesellschaftswissenschaft und Medizin anbietet. Im Jahre 2009 entstand dann ebenfalls eine Handelshochschule, wobei beide Einrichtungen gemeinsam etwa 10.000 Studenten ausbilden.

Das dominanteste Gebäude Karlstads ist die Domkirche in überwiegend barockem Stil. Auf Grund der Brände und mehrere Umbauten hat die Kirche keinen klaren Stil und selbst der Hauptaltar stammt erst aus dem Jahre 1967. Interessant ist daher vor allem der alte Altar mit den beiden Engeln des schwedischen Künstlers Johan Tobias Sergel.

Unter den Museen der Stadt sticht vor allem das Värmlands Museum hervor, das zu den meistbesuchten Regionalmuseen Schwedens gehört und einen Gesamtüberblick über das Värmland von der frühesten Zeit bis heute bietet, also eine Reise durch eine 10.000-jährige Geschichte erlaubt.

Das Brigademuseum mit dem Schwerpunkt „Kalter Krieg“, das bereits im Jahre 2012 öffnen sollte, wird nun offiziell am 1. Juni 2013 seine Türen öffnen. Das Museum wird von einem Verein getragen und will mit seinen interaktiven Ausstellungen jedes Alter ansprechen.

Im Juni 2012 öffnete das Lars Lerin Museum mit einer reichen Auswahl an Aquarellbildern des Künstlers, der in Munkfors im Värmland geboren wurde. Der Gegenwartskünstler Lars Lerin gilt als einer der herausragendsten Aquarellmaler des modernen Schweden. Sein Museum, das sich vorher in Munkfors befand, ist mittlerweile geschlossen.

Einige Kilometer außerhalb von Karlstad findet man das Geburtshaus des größten värmländischen Dichters Gustaf Fröding. Das Gut aus dem 18. Jahrhundert beherbergt eine kleine Ausstellung zum Nationalskalden des Värmland, wobei ein Besuch vor allem Ende August von größerem Interesse ist, da der Geburtstag des Dichters auf besondere Weise gefeiert wird. Ansonsten ist der Alster Herrgård eine beliebte Ausflugsstelle für die Bewohner Karlstads.

Wer der Stadtatmosphäre entkommen will, dem bietet Karlstad Ausflüge in die Schären des Vänern an, eine fotografische Biberjagd im Klarälven von einem Kajak aus, 90 Kilometer an Fahrradtouren in der Umgebung, fern von jedem Autoverkehr oder auch eine Entspannung bei einer Runde Golf.

Kulturell bietet Karlstad mit seiner Oper, dem Scalateatern und dem Värmlandsteatern ein Angebot, das einer größeren Stadt gerecht werden kann, wobei insbesondere die Oper mit 65 fest angestellten Solisten eine sehr hohe Qualität bietet, die Besucher aus ganz Schweden anzieht.

Der sogenannte Sandgrundsudden, der von beiden Seiten von Armen des Klarälven umgeben ist und am Värmlandsmuseum liegt, ist im Sommer das kulturelle Zentrum Karlstads, wo man nicht nur bei einem Picknick an den Stränden und auf den Wiesen liegen kann, sondern wo auch zahlreiche Konzerte und andere Veranstaltungen stattfinden.

Copyright: Herbert Kårlin