2012/10/19

Arvika, die Kulturstadt im Värmland

In der Umgebung Arvikas beweisen die Funde einiger Steinkistengräber (hällkistor), dass sich hier bereits zur Jüngeren Steinzeit Menschen niedergelassen haben, was sich dann zur Bronzezeit erheblich verstärkte. Die Funde aus dieser Epoche sprechen sogar von einer relativ großen Bevölkerung, obwohl Arvika keinen direkten Zugang zum Meer hatte und daher nicht die gleichen Vorteile aufwies wie manch andere Teile Schwedens, die um die gleiche Zeit besiedelt wurden.

Arvika gehört zu jenen Orten, die von Norwegen aus christianisiert wurden und gehört zu jenen Orten, die auch während des gesamten Mittelalters mehr von Norwegen beeinflusst waren als von Schweden, was die alten Handelswege und auch auch der Pilgerpfad zu den Reliquien von Olav dem Heiligen nach Trondheim beweist, eine Situation, die die schwedischen Könige ab dem 17. Jahrhundert als sehr störend betrachteten, aber auch für das Värmland gewisse Zollschwierigkeiten mit sich brachte.

Fågelmannen, Marktplatz und Bahnhof in Arvika

Erst im 18. Jahrhundert war es dann soweit, dass Arvika zu einem rein schwedischen Handelsort werden sollte, was nicht zuletzt auch damit zusammenhing, dass hier bereits ein Hafen vorhanden war und die Wasserwege, auch die Flusswege, die wichtigste Voraussetzung für einen blühenden Handel waren. Der Stadtplan Arvikas kam dann 1811 von Jean Baptiste Bernadotte, dem ersten schwedischen König des Hauses Bernadotte. Bis zum Jahre 1911 war Arvika ein Köping, erhielt dann jedoch die Stadtprivilegien, die noch im gleichen Jahr mit einer großen Industriemesse gefeiert wurde.

Die industrielle Vergangenheit Arvikas wird heute am deutlichsten vom Fahrzeugmuseum ausgedrückt, denn auch heute noch werden in Arvika Volvo-Arbeitsfahrzeuge hergestellt. Im Museum findet man rund 100 Fahrzeuge, die zwischen 1923 und 1968 in Schweden hergestellt wurden, aber auch einige Pferdewagen und Mopeds, die noch im vorhergehenden Jahrhundert hergestellt wurden.

Den Kontrast dazu bildet das Museumsdorf Såguddens Museum mit seinen 20 Bauernhäusern aus dem westlichen Värmland des 18. und des 19. Jahrhunderts, wo auch die traditionellen Feste zum schwedischen Nationaltag und zu Mittsommer stattfinden. Da vor allem das Interieur der Stugor von großem Interesse ist, sollte man seinen Besuch in Arvika natürlich auf den Sommer legen, da die Gebäude im Winter nicht allgemein zugänglich sind.

Die künstlerische Seite Arvikas entdeckt man am besten im Rackstadmuseet mit dem Oppstuhage, wo ab Ende des 19. Jahrhunderts mehrere bedeutend Künstler des Värmland ihre Ateliers hatten. Heute kann man hier nicht nur eine sehr interessante Kunstausstellung entdecken, sondern auch Möbel einer vergangenen Epoche, Kunsthandwerk aus der Region und sich bei temporären Ausstellungen mehr mit schwedischer Gegenwartskunst vertraut machen.

Die Dreifaltigkeitskirche in Arvika wurde im gleichen Jahr eingeweiht als der Ort die Stadtrechte erhielt und ist eine moderne schwedische Kirche, die sowohl Elemente des Jugendstils als auch des nationalromantischen Stils Schwedens enthält und vom schwedischen Architekten und Künstler Ivar Tengbom gezeichnet wurde. Die Einrichtung der Kirche stammt ebenfalls von verschiedenen schwedischen Künstlern.

Die Mikaelikyrkan in Arvika geht zum kleineren Teil auf des 17. Jahrhundert zurück und trägt alle Zeichen der gustavianischen Epoche. Das heutige Aussehen erhielt der Bau bei den Renovierungsarbeiten ab 1780. Die ältesten Teile im Inneren der Kirche sind der Altaraufsatz von 1765 und die Kanzel von 1739.

Einer der interessantesten Ausflüge von Arvika aus sollte auf die andere Seite des Glafsfjorden führen, da dort das Bruksmuseet der ehemaligen Glashütte in Glava liegt, wo einst vor allem Gebrauchsglas hergestellt wurde. Aber in Glava liegt auch das Schiefermuseum im Hembygdsgård, das die Geschichte der Anwendung von Schiefer in Schweden erklärt und Kenneth's gårds- och hantverksmuseum mit etwa 3000 Gegenständen aus der alten Handwerkskultur, Landwirtschaft und Forstwirtschaft Värmlands, wo man auch noch eine Landschmiede aus dem 18. Jahrhundert findet, die einzige, die heute im Värmland noch erhalten ist.

Ein Erlebnis völlig anderer Natur ist natürlich ein Besuch im Glasskogens Naturreservat mit seinen 28.000 Hektar und seinen 300 Kilometern an Wanderwegen, ein Gebiet, das man auch nach zwei Wochen in der „Wildnis“ noch nicht vollständig entdeckt hat.

Wer allerdings nach dem bereits legendären Arvikafestivalen sucht, sucht vergebens, denn es wurde auf Grund eines finanziellen Fiaskos im Jahre 2011 zu Grabe getragen. Schwedische Musik wird jedoch beim jährlichen Hafenfest geboten, das das nächste Mal vom 1. bis zum 3. August 2013 stattfinden wird.

Copyright: Herbert Kårlin

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