2012/09/25

Huskvarna, die verschwundene Stadt

Wann Huskvarna besiedelt wurde, ist unbekannt, da sich die schwedische Geschichte mehr in Jönköping oder auch auf Visingsö abspielte und Huskvarna daher mehr ein Durchgangsort war. Die Besonderheit des Ortes war jedoch der Fluss Huskvarnaån, der durch sein Gefälle ein ideales Wasser für Mühlen, und dadurch für Handwerksbetriebe, und Industrie war, zumal Endprodukte sowohl ins nahe Jönköping geliefert werden konnten als auch an alle Orte, die am Vättern lagen.

Diese Lage führte auch dazu, dass 1689 ein Teil der Gewehrfabrik von Jönköping nach Huskvarna verlagert wurde und damit den industriellen Aufstieg des Ortes verursachte. Aus dieser Gewehrfabrik hat sich im Laufe der Jahrhunderte der Huskvarna Konzern entwickelt, der im Jahre 1930 rund 20 Prozent der Einwohner Huskvarnas beschäftigte und heute ein bedeutender Weltkonzern ist und vermutlich besser bekannt ist als der Ort am Vättern selbst.

Das Schmiede-Dorf in Huskvarna

Die industrielle Entwicklung Huskvarnas führte auch dazu, dass der Ort im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Größe einer Stadt erreicht hatte, zwei Eisenbahnlinien den Ort anfuhren und die Hafenaktivität eine bedeutende Dimension annahm. Die Stärke Huskvarans war die Wasserkraft geworden, was man heute noch am Wasserkraftwerk sehen kann und von den Besuchern an einigen Tagen des Jahres am Wasserfall Huskvarnafallen entdeckt werden kann, wenn die Wassermassen 116 Meter in die Tiefe stürzen.

Genau diese Entwicklung sollte auch das Ende der eigenständigen Stadt Huskvarna einleiten, denn der Ort, der 1907 als Köping zum Handelsort und 1911 zu einer eigenen Stadt geworden war, wurde 1971 in Jönköping eingegliedert und damit wieder zu einem Stadtteil reduziert, auch wenn sich dort nahezu 20 Prozent der Gesamtbevölkerung Jönköpings konzentrieren.

Nicht erstaunlich ist es daher, dass man in Huskvarna seit 1993 das Fabrikmuseum findet, das die 300-jährige Geschichte der Huskvarna AB erzählt, angefangen von den alten Handfeuerwaffen, über Haushaltsgeräte bis zu computergesteuerten Rasenmähern, nicht zu vergessen die Haushaltsmaschinen, Fahrräder oder selbst das Motorrad von 1911. Kein anderes schwedische Museum kann die industrielle Entwicklung Schwedens besser dokumentieren als jenes in Huskvarna.

Nur etwa 300 Meter entfernt vom Museum findet man, gewissermaßen als Ergänzung, das „Schmiededorf Huskvarna“, eine Art lebendes Museumsdorf das heute nicht nur als Museum dient, sondern von zahlreichen Handwerkern, Kunsthandwerkern und Künstlern aktiv am Leben gehalten wird. Im Smedbyn findet man auch die größte Kunstausstellung Schwedens auf über 2000 Quadratmetern, deren Besuch allein ein Erlebnis ist.

Im Stadtmuseum von Huskvarna kann man die Geschichte des südlichen Vättern und seiner Besiedlung entdecken, und so nebenbei einen Blick auf das älteste Boot der südlichen Vätternseite werfen, ein Stockboot, das aus einer Eiche geschlagen wurde. Weiterhin kann man auch noch eine virtuelle Reise in der Vätternbucht unternehmen oder die Bedeutung der Rumlaborg in der schwedischen Geschichte erforschen.

Obwohl die Kirche in Huskvarna ein moderner Bau im nationalromantischem Stil ist und keine bedeutenden Kunstschätze bietet, so ist sie von der Architektur her äußerst interessant, da sie den früheren Stabkirchen nachempfunden ist, mit dem Unterschied, dass das Holz nicht senkrecht, sondern waagrecht zusammengefügt wurde. Auch der Bau dieser Kirche erfolgte nur mit bedeutender Unterstützung des Unternehmens Huskvarna.

Wer den Huskvarnafallen besucht, selbst wenn die Wassermassen an diesem Tag durch die Rohre des Wasserwerks geleitet werden, entdeckt mehrere „Töpfe der Riesen“, die kurz nach der Eiszeit entstanden sind und Felsformationen zu Tage treten liessen, die man nur an wenigen Stellen Schwedens entdecken kann.

Copyright: Herbert Kårlin

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