2012/09/11

Göteborg, die Stadt, die aus dem Sumpf wuchs

Während die meisten schwedischen Städte bereits an Stellen gegründet wurden, die nicht nur von strategischer Sicht her eine Bedeutung hatten, sondern wo man bereits vorher eine Ansiedlung fand, so ist Göteborg hierbei eine Ausnahme, denn auch wenn man am Rande der Stadt sehr viele Zeichen einer früheren Besiedlung findet, so war dort, wo Gustav II. Adolf im Jahre 1621 die Stadt haben wollte, nur Lehm und Sumpf zu finden.

Gustav II. Adolf hatte allerdings den Vorteil der Lage sofort erkannt, denn mit Hilfe von Holländern und Deutschen konnte er hier eine befestigte Stadt schaffen, die nicht nur uneinnehmbar war, sondern auch über Hügel verfügte von wo aus der Feind schon in weiter Ferne entdeckt werden konnte und wo Kanäle die Seefahrt erleichterten und einen ausgedehnten Handel mit anderen Ländern ermöglichte.

In den folgenden Jahrhunderten dehnte sich die Stadt natürlich immer weiter aus und heute gehören auch zwei Vorläufer der Stadt, nämlich Älvsborg und das Götheborg von Karl IX. zu Göteborg. Nur die beiden Lödöse, die ebenfalls Vorläufer der heutigen Stadt waren, sind so weit vom heutigen Göteborg entfernt, dass sie kaum noch mit der Stadt in Verbindung gebracht werden.

Göteborg, die zweitgrößte Stadt Schwedens, war vom ersten Tag an als Hafenstadt geplant und sollte die Wege in andere Welten ermöglichen, was sich bisher auch 400 Jahre lang bestätigt hat und jede industrielle Bewegung und jede Art von Handel in die Stadt brachte und die Stadt prägte. Allerdings muss man bei Göteborg bedenken, dass die Stadt im Jahre 1850, also zu Beginn der großen Auswanderungsbewegung Schwedens, gerade einmal 20.000 Einwohner hatte und bis zum Ende der Auswanderungswelle zu Beginn des 20. Jahrhunderts bereits auf 130.000 Bewohner angewachsen war.

Auch wenn Göteborg gesamt gesehen eine relativ moderne Stadt ist, was nicht zuletzt auch darauf zurückzuführen ist, dass sie mehrmals abbrannte, so blieb aus den Anfängen Göteborgs die Neue Festung Älvsborg erhalten, die Verteidigungstürme, ein Teil der unterirdischen Gänge und mit dem Kronhuset und der Residenset auch zwei Gebäude, die fast bis zur Gründungszeit der Stadt zurückgehen.

Dass sich das wirtschaftliche Zentrum der Stadt entlang der Kanäle bildete ist auch heute noch deutlich zu sehen, denn hier findet man das alte Zollgebäude, das Gebäude der Ostindiengesellschaft, das Rathaus, die Deutsche Kirche und die Marktplätze. Und selbst das moderne Göteborg zieht sich mit der Feskekôrka, der Oper, dem Stora Teatern oder dem Hauptbahnhof den Kanälen entlang, auch wenn einige der Kanäle mittlerweile gefüllt wurden.

Göteborg wird oft als die grüne Stadt Schwedens bezeichnet, da man hier sehr ausgedehnte Anlagen findet, die alle einige Besonderheiten aufweisen. Wer sich daher für Natur in der Stadt interessiert, wird mit der Trädgårdsföreningen, dem Botanischen Garten, dem Königspark, dem Schlosswald und anderen groß angelegten Flächen selbst einige Tage in der grünen Stadt verbringen können ohne sich zu langweilen.

Da auch die Kirchen Göteborgs relativ jung sind, findet man weder in der Domkyrkan, noch der Hagakyrkan oder der Masthuggskyrkan besondere historische Werte, auch wenn jede der Kirchen einen eigenen Charakter hat. Eine Ausnahme ist dabei die Tyska Kyrkan, also die Deutsche Kirche, deren Aussehen und deren Ausstattung die Bedeutung der Kirche für die deutschen Einwanderer im 17. Jahrhundert zeigt. Alle historischen Kapellen und Kirchen der Stadt sind verschlossen und können nicht besucht werden.

Göteborg ist auch eine Stadt der Museen und Ausstellungen, wobei man hier mehr die Qual der Wahl hat und unter den rund 50 Angeboten wählen muss was einen interessiert. Herausragend sind jedoch das Kunstmuseum, das Röhsska Designmuseum und das Stadtmuseum, die es erlauben der schwedischen Kultur näher zu kommen.

Wer Göteborg besucht, darf auch nicht vergessen, dass ein Teil der Stadt sich auch über die Schären verteilt, die alle eine eigene Geschichte erzählen können, da jede der bewohnten Inseln eine andere Gruppe an Menschen anzog, was sich selbst auf die Baustile auswirkt. Diese Inseln vor Göteborg waren bereits bewohnt als vom heutigen Zentrum Göteborgs noch nichts zu sehen war.

Zu Göteborg gehört natürlich auch Liseberg mit seinen Kaninchen und den zahlreichen Attraktionen für jedes Alter, denn ein Besuch in Göteborg ohne im größten Vergnügungspark Schwedens gewesen zu sein, lässt sich kaum entschuldigen, da man in Liseberg nicht nur Aktivitäten finden, sondern auch einen Lustgarten, der liebevoll angelegt wurde und zu einem Spaziergang einlädt. Hier findet auch der jährliche Weihnachtsmarkt, die Landwirtschaftsausstellung und unzählige Konzerte mit schwedischen Künstlern statt.

Copyright: Herbert Kårlin

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